Freiwilligenarbeit die Brücken baut
Erfahrungen mit dem Europäischen Solidaritätskorps in Lissabon
Im Bairro Padre Cruz in Lissabon hat eine verlassene Schule ein zweites Leben gefunden. Heute beherbergt sie die Organisation Spin – ein lebendiges Zentrum, in dem junge Menschen aus ganz Europa zusammenkommen, um sich freiwillig zu engagieren, zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Was einst ein leerstehendes Gebäude war, ist nun ein Ort voller Kreativität, Solidarität und kulturellem Austausch. Spin ist mehr als nur ein lokales Projekt – es ist ein Tor zum Jugendfreiwilligendienst in Portugal und ein Ort, an dem internationale Zusammenarbeit zum gelebten Alltag wird.
Adrian Cebrian Urios
Was einst ein leerstehendes Gebäude war, ist nun ein Ort voller Kreativität, Solidarität und kulturellem Austausch. Spin ist mehr als nur ein lokales Projekt – es ist ein Tor zum Jugendfreiwilligendienst in Portugal und ein Ort, an dem internationale Zusammenarbeit zum gelebten Alltag wird.
Ein Ort, an dem Freiwilligenarbeit lebendig wird
Wenn man durch die Flure geht, fällt schnell auf, was Spin so besonders macht: Wandmalereien von Kindern und Freiwilligen, Regale voller Bücher und Spiele, und Räume, in denen Theaterstücke geprobt oder kreative Workshops vorbereitet werden. Für viele junge Europäer*innen ist dies die erste Freiwilligenerfahrung im Ausland. Hier fühlt sich Helfen nicht wie eine Pflicht an, sondern wie ein natürlicher Teil eines Lebensrhythmus, in dem Lernen und persönliches Wachstum Hand in Hand gehen.
Diese besondere Energie spürt man auch in einem kurzen Teaser-Video, das Travel Different im Sommer 2025 für zukünftige Freiwillige erstellt hat. Der Film entstand während des internationalen Jugendaustauschs „Youth Creating Digital Footprints for a Sustainable Future in Tourism“, bei dem sich die Teilnehmer*innen damit beschäftigt haben, wie Freiwilligenarbeit Teil nachhaltigen Reisens sein kann. Der Austausch drehte sich nicht nur um Recherche, sondern auch darum, Gleichgesinnte aus verschiedenen Ländern zu treffen, kreative Ideen zu teilen und neue Wege zu entdecken, Freiwilligenarbeit mit verantwortungsvollem Tourismus zu verbinden.
Mehr als nur ein lokales Projekt
Die Organisation Spin wird hauptsächlich durch das Erasmus+-Programm gefördert und arbeitet mit zwei nationalen Einrichtungen in Portugal zusammen: einer für Jugend, Sport und Bildung, sowie einer für Erwachsenen- und berufliche Weiterbildung. Durch diese Partnerschaften koordiniert und organisiert Spin zahlreiche Projekte im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESC) und besitzt eine siebenjährige Akkreditierung zur Durchführung von Projekten im Rahmen der Leitaktion 1 – darunter Schulungen, Jugendaustausche und Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau.
Darüber hinaus unterstützt Spin Mobilitätsprojekte für ältere Menschen, betreibt Praktikumsprogramme für Studierende aus ganz Europa und veranstaltet Workshops, die soziales Engagement, kreative Ausdrucksformen und Kompetenzentwicklung miteinander verbinden. Einige Freiwillige engagieren sich in Gemeinschaftsgärten, bei kulturellen Veranstaltungen oder Umweltprojekten, andere arbeiten in sozialen Projekten mit Kindern, Jugendlichen oder älteren Menschen. Alle Initiativen verfolgen ein gemeinsames Ziel: Menschen aller Altersgruppen durch Freiwilligenarbeit zu stärken und ihnen neue Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Ob durch kurzfristige Austauschprogramme oder langfristige Freiwilligeneinsätze – Spin spielt eine zentrale Rolle dabei, Menschen miteinander zu verbinden. Jedes einzelne Projekt trägt zu einem übergeordneten Ziel bei: Solidarität zu fördern, voneinander zu lernen und persönliches Wachstum zu ermöglichen – für Freiwillige ebenso wie für die lokale Bevölkerung.
Stimmen der Freiwilligen
Das Herz von Spin sind seine Freiwilligen. Jede*r bringt eine eigene Geschichte und Motivation mit – doch alle eint der Wunsch, etwas zu bewirken.
Gia aus Italien fand in der Freiwilligenarbeit eine wichtige Ergänzung zu ihrem Studium: „Ich habe vorher bereits als Italienischlehrerin für Migrant*innen gearbeitet, aber hier habe ich gelernt, was es bedeutet, Seite an Seite mit Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen zu arbeiten. Es geht nicht nur um das Projekt – es geht darum zu verstehen, wie Menschen denken, wie sie leben und was ihnen wichtig ist.“
Nella aus Brasilien blickt auf ihre persönliche Entwicklung zurück: „Ich habe gemerkt, dass ich mich verändert habe, als ich angefangen habe, eigene Initiativen zu ergreifen, ohne auf Anweisungen zu warten. Diese Eigenständigkeit hat mir nicht nur hier, sondern auch für meine Zukunft Selbstvertrauen gegeben. Selbst kleine Entscheidungen – wie einen Workshop zu planen oder ein Gruppenspiel zu leiten – haben mir gezeigt, dass ich mir selbst vertrauen kann.“
Goad aus Armenien sieht im Freiwilligendienst einen roten Faden in ihrem Leben: „Ich habe schon als Teenagerin angefangen mich freiwillig zu engagieren, und Spin wurde zu einem Ort, an dem ich all diese Erfahrungen zusammenbringen konnte. Ich habe erkannt, dass Freiwilligenarbeit nicht nur bedeutet, anderen zu helfen – sondern auch, selbst zu wachsen. Jeder noch so kleine Einsatz kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen – manchmal auf eine Weise, die man erst später versteht.“
Diese Erfahrungen wurden auch auf Instagram in kurzen Interviews festgehalten – zum Beispiel mit Jules aus Frankreich, die erzählte, wie die Freiwilligenarbeit in Lissabon für sie zu einer bedeutsamen Pause vom Alltagsstress wurde – eine Gelegenheit, etwas zurückzugeben und gleichzeitig herauszufinden, was sie wirklich begeistert.
All diese Geschichten zeigen: Freiwilligenarbeit ist nicht nur Hilfe, sondern Verbindung, persönliches Wachstum und das Finden des eigenen Platzes in einer größeren Gemeinschaft.
Ein Tag im Leben bei Spin
Das Leben bei Spin ist schnelllebig und abwechslungsreich. Freiwillige beginnen den Tag vielleicht mit der Vorbereitung von Kinderaktivitäten, leiten dann einen kleinen Mal- oder Musikworkshop. Am Nachmittag organisieren sie eine kulturelle Abendveranstaltung, helfen Anwohner*innen bei kleinen Aufgaben oder sitzen einfach bei einem Kaffee zusammen und tauschen sich aus.
Selbst scheinbar einfache Tätigkeiten wie ein Spiel mit einem Kind oder die Moderation einer Gruppendiskussion werden zu Lektionen in Geduld, Kreativität und Einfühlungsvermögen. Viele Freiwillige berichten von Herausforderungen – neue Tagesabläufe, Sprachbarrieren oder der Umgang mit Kindern aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten. Und doch entstehen gerade in diesen kleinen, manchmal unbequemen Momenten die wertvollsten Lernerfahrungen.
Auch diese Alltagsmomente wurden auf Instagram festgehalten und zeigen, wie ESC-Freiwillige mit der Gemeinschaft und miteinander in Kontakt treten. In einem Beitrag reflektierte Ilaria aus Italien über die Freude des Gemeinschaftslebens – über Freundschaften, gemeinsames Lachen und das Gefühl, einfach sie selbst sein zu können.
Geschichten, die bleiben
Freiwillige verlassen Spin mit mehr als nur beruflichen Fähigkeiten. Gia kehrte mit neuen Ideen für ihre berufliche Zukunft nach Hause zurück. Nella entdeckte ihre Unabhängigkeit und das Vertrauen in ihre eigenen Entscheidungen. Goad setzt ihr lebenslanges Engagement für Freiwilligenarbeit fort – bereichert durch jede neue Begegnung.
Spin zeigt, dass Freiwilligenarbeit nicht nur ein Geben ist. Die geknüpften Verbindungen, die gefeierten kleinen Erfolge und die gemeinsam gemeisterten Herausforderungen machen diese Erfahrungen unvergesslich – für die Freiwilligen ebenso wie für die Gemeinschaft, der sie dienen.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Jugendfreiwilligenarbeit in Europa. Schon bald tauchen wir tiefer in das Projekt Travel Different for Future ein, um zu zeigen, wie junge Menschen sich mit nachhaltigem Tourismus auseinandersetzen und bedeutungsvolle Verbindungen über Lissabon hinaus schaffen. Folge uns, damit du nichts verpasst!




